Dienstag, 30. August 2011

Die Hochzeitsnacht




Es war ein kalter, grauer Novembermorgen im Jahre 1256. Meine Kammerzofe weckte mich andiesem Morgen zeitiger als sonst. Ich fuhr sie grob an:
»Griseldis, was erdreistest du dich mich um diese Zeit aus meinem Schlummer zu reißen! Im Namenaller Heiligen, was soll das? Nicht mal der Hahn kräht um diese Zeit auf dem Mist! Ich wünsche, daßdu mich ruhen lässt

Ich wußte genau, daß ich Griseldis unrecht tat. Sie war eine gute, treusorgende Dienerin die es sichniemals erlauben würde mich ohne triftigen Grund zu wecken.
»Jungfer Enide, euer Vater der Fürst schickt mich. Soeben ist ein Bote eingetroffen. Ich soll euch ineuer schönstes Gewand kleiden und euch in den Saal bringen
»Ein Bote
Meine Müdigkeit war schlagartig verflogen.
»Was für ein Bote Griseldis?«

Ich sah meine getreue Zofe mit großen Augen an, sie errötete. Sie errötete immer sehr schnell,wenn sie aufgeregt war. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Trotz dessen sah ich dieErheiterung in ihren Augen blitzen. Sie war keine gute Schauspielerin.
»Nun sag schon, wer hat ihn gesandt?«

Griseldis Nervosität übertrug sich immer sehr rasch auf mich. Sie war schon mein Leben lang meineKammerzofe gewesen und war keine zehn Jahre älter als ich. In all den Jahren ist sie mir zu meinerengsten Vertrauten geworden.
»Na was denn nun...« herrschte ich sie an.
Zu genau wußte ich, daß Griseldis es gerne spannend macht. Dabei sah ich ihr genau an, welchesVergnügen es ihr bereitete, mich leiden zu sehen. Sie meinte immer, Ungeduld wäre keine rechteTugend für ein junges Edelfräulein wie mich.

»Alsobegann sie zögerlich, »es ist ein Bote gekommen
»Das erwähntest du bereits, nun quäl mich nicht länger Griseldis!«
»Ein Bote aus dem Rheinland
»Aus dem Rheinland
Fragend schaute ich sie an.
»Ja, aus dem Rheinland
Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich überlegte hin und her, konnte mir aber keinen gutenGrund vorstellen, warum dieser Besuch so erheiternd sein sollte.
»Griseldis...«
Ich warf ihr einen strengen Blick zu.
»Erinnert ihr euch an das was euer Vater neulich im Rittersaal zu euch sagte

Nun grübelte ich nur noch mehr. Meinte sie eine dieser Strafpredigten meines Vaters, daß er michnoch ins Kloster stecken würde wenn ich mich weiterhin so unstandesgemäß verhalten würde? Beimletzten Mal hab ich ihn fast ernst genommen. Vater war sehr erbost darüber gewesen, daß ich michmit dem fahrendem Spielmann im Burghof angeregt über seine Künste unterhalten hatte. Er hatteden Spielmann unter Androhung schlimmer Strafen von der Burg jagen lassen. Nie wieder solltedieser es wagen, einen Fuß auf unsere Ländereien zu setzen, ansonsten könnte er seine Künste balddem Leibhaftigen vorführen. Mein Vater liebte es, den Leuten mit der Hölle zu drohen, das zeigtemeistens seine Wirkung. Ich selbst mußte in dieser Nacht auf Knien in der Kapelle ausharren und ummein Seelenheil beten.

Griseldis fuhr fort:
»Mein Fräulein, ihr seid schon wieder in Gedanken
Sie lächelte sanftmütig als ob sie meine Gedanken erraten hätte.
»Ja, aber was meinst du damit, was mein Vater gesagt hat
»Er sprach von der rechten Zeit...«
Verdutzt sah ich sie an.
»Was für eine rechte Zeit
Ich erinnerte mich beim besten Willen nicht an ein solches Gespräch.
»Die rechte Zeit euch zu verheiraten.«
»WasIch sprang wieselflink aus dem Bett. »Das hat er doch nicht ernst gemeint, oder

Mir wurde flau im Magen. Ich zählte 17 Lenze, im Mai würden es 18 werden. Ich wußte zwar, daß diesein durchaus schon fortgeschrittenes Alter für eine Jungfer meines Standes war, fühlte mich jedochnicht im Geringsten dazu bereit, mein Leben auf der Burg einer Eheschließung zu opfern. Ich hattesehr viel Freiraum, Vater war ein sehr milder und gütiger Mann. Meine Mutter erlag im Kindbett, alssie vor sechs Sommern meinem jüngsten Bruder zur Welt brachte. Seitdem hatte ich quasiNarrenfreiheit auf der Burg. Mutter war eine sehr strenge Frau gewesen, als sie starb, kam ich mirfast ein wenig schäbig vor, meine neu gewonnene Freiheit dermaßen auszukosten. Aber es hindertemich nicht daran, mich häufig, wie Griseldis es immer so schön zu sagen pflegte, nichtstandesgemäß zu verhalten. Ich war ein wildes Ding, anstatt in der Stube zu sitzen und zu nähenoder ähnliches, trieb ich mich mit dem Gesinde umher.

»Ich dachte er beliebte zu scherzen, der alte Herr
»Nein Fräulein Enide, es war sein voller Ernst. Es ist sein Wunsch, euch alsbald wie möglich unterdie Haube zu bringen. Euer Vater befürchtet sonst, ihr schädigt noch seinen Ruf, bevor ihr euch dazubereit erklärt dem Werben eines jungen Edelmannes nachzugeben.«
Ich schluckte. War das wirklich sein Ernst?
»Nun kommt Fräulein Enide, der Zuber wartet auf euch

Wie in Trance tapste ich hinter ihr her in die Badestube. Ich konnte es nicht fassen, Vater wolltemich verheiraten!
»Wer hat den Boten geschickt
Ich wollte es nun wissen.
»Euer Vater hat Verhandlungen mit Ritter Konrad geführt, ein edler, stattlicher Mann
Sie bekam einen verträumten Ausdruck, als sie ihn erwähnte. Ich wußte, daß alles Weibsvolk vondiesem Konrad schwärmte. Konrad hatte kürzlich ein Lehen vom König erhalten und galt als gutePartie. Sein Ruhm eilte ihm voraus.

Griseldis wusch mich und kleidete mich in mein bestes Gewand. Sie wußte, wann es besser war michmit meinen Gedanken allein zu lassen.
»Ritter Konrad wird mit seinem Gefolge gegen Abend eintreffen, vorher will euer Vater euch sehen
Sie begleitete mich in den Rittersaal, in dem mein Vater dem Gesinde die Anordnungen für dasabendliche Bankett gab.

»Enide, mein Kind, da bist du ja endlich
Liebevoll sah er mich an. Es folgte ein langes Gespräch über Tugenden und über sinnvolleVerbindungen. Ich konnte nicht recht zuhören, mir schwirrte der Kopf. Ich sollte bis zum Abend beiden anderen Edelfrauen sitzen und mir von ihnen noch mal die Vorzüge einer Ehe erklären lassen.Ich wagte keinen Widerspruch und tat dieses.

Der Tag flog förmlich vorbei. Hufgetrappel im Burghof, das Gesinde rannte auf seine Plätze undschon wurde ich gebeten mich an der Tafel zu platzieren. Die schwere Eichentür des Saals gingknarrend auf und ein Diener kündigte Ritter Konrad an. Da stand er nun, groß, mit blonden Haarenund braunen Augen. Wirklich eine beeindruckende Erscheinung, mußte ich mir eingestehen. Innerlichsträubte sich in mir jedoch alles gegen diese Verbindung. Ich wurde ihm vorgestellt und weigertemich, einen Knicks zu machen, wie es in dieser Situation angemessen gewesen wäre. Vater warf mireinen strafenden Blick zu, das war mir jedoch egal. Schon immer war ich sehr stolz gewesen.

Vater und Konrad zogen sich zurück und verhandelten über den Brautpreis. Sie wurden sich sehrschnell einig und während des Banketts wurde ich verlobt. Die Hochzeit sollte schon am kommendenSonntag stattfinden. Mir war speiübel, ich war doch kein Stück Vieh welches man so einfachweitergeben konnte! Die Zeit bis zum Sonntag war schneller vorbei als mir lieb war. Unsere Kutschenrollten ins Rheinland und Griseldis hielt meine Hand. Sie verstand es mich ein wenig zu trösten, siekannte mich schließlich schon mein Leben lang.

Auf Konrads Burg angekommen versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen. Er war zum Glück mit denVorbereitungen für das Fest beschäftigt und sah mich immer nur aus der Entfernung an. Der großeTag war gekommen. Die Nacht zuvor konnte ich kein Auge zutun. Die Trauung und das Hochzeitsfestnahm ich kaum wahr. Schließlich verkündete Konrad, der nun mein Ehemann war, daß wir uns inunsere Gemächer zurückziehen wollten.

Mir wurde schwindelig. Niemals wollte ich das mit diesem Menschen tun, was alle so munkelten. Ernahm meine Hand und führte mich ins Schlafgemach.
»Setz Dich aufs Bett
Dieser Ton gefiel mir nicht, er klang bedrohlich. Ich blieb stehen.
»Dein Vater sagte schon, daß du sehr widerspenstig sein kannst
Er tat einen Schritt auf mich zu. Er fasste meine Schultern und schob mich in Richtung Bett.
»Ich sage es nur noch einmal, setz dich hin
Zögernd setzte ich mich. Konrad begann seine Stiefel auszuziehen.
»In Zukunft wirst Du mich entkleiden, ist das klar
»Ich bin doch keine Dienerin!« entfuhr es mir.

Er holte aus und schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich war schockiert, niemand außermeiner Mutter hatte es jemals gewagt mich zu schlagen! Panik ergriff mich. Mit einem Satz erhob ichmich vom Bett, auf das ich durch die Wucht des Schlages fast zu liegen gekommen war. Er packtemich an den Oberarmen und sah mich musternd an.
»Du bist noch frecher als ich gedacht habe, aber das werde ich dir sehr schnell austreiben
Er grinste breit. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich wagte es nicht, meinen Blick von ihm zulösen.
»Das Weib sei dem Manne untertan, verstehst du den Sinn dieser Worte
Ich war starr vor Angst.

Er nestelte an den Schnüren meines Hochzeitsgewandes herum und zog es mir über den Kopf. Schamergriff mich, mein seidenes Unterkleid verbarg nicht sehr viel. Konrad trat ein Stück zurück undbetrachtete mich wohlwollend. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Er setzte sich aufs Bett.Ich versuchte überlegen zu wirken und blickte ihm fest in die Augen.
»Komm her.« befahl er.
Ich dachte gar nicht daran. Niemals würde ich mich diesem Mann schenken!
»Du sollst herkommensagte er, diesmal ein wenig schärfer.
Ich rührte mich nicht vom Fleck.
»Also gut, du willst es anscheinend nicht anders

Er stand auf und schnallte seinen Gürtel ab, an dem er für gewöhnlich sein Schwert trug. Ich begannzu schwitzen. Was hatte er nur mit mir vor?
»Du sollst deinem Mann gehorchen. Damit das für dich ein wenig verständlicher wird, werde ichdeinem Verstand auf die Sprünge helfen müssen
Er kam auf mich zu und packte mich im Nacken. Ich schrie leise auf und versuchte seinem Griff zuentkommen. Sein Griff wurde fester und er drückte mein Gesicht aufs Bett. Da ich immer mehrzappelte, kniete Konrad sich mit dem linken Bein auf mich. Für mich bot sich keine Möglichkeit mehrihm zu entkommen. Ich bemerkte wie er langsam mein Untergewand hochzog. Nun begann ich zuweinen vor lauter Scham.

»Du wirst schon sehen was du davon hast. Ich bin nun dein Gatte und habe ein Anrecht auf dich. Obdir das passt oder nicht
Ich weinte immer mehr. Konrad griff sich den Gurt, den er zuvor auf das Bett gelegt hatte.
»Bitte nicht...« schluchzte ich.
Ich hatte schon ein paar mal gesehen, wie einer der Ritter am Hof meines Vaters einen Knappen mitdem Schwertgurt verprügelt hatte. Der Knappe tat mir damals entsetzlich leid, obwohl ich keineVorstellung davon hatte, wie sich das anfühlen mußte, solche Schläge zu bekommen. Konrad ließsich nicht erweichen. Erbarmungslos versetzte er mir den ersten Schlag auf mein entblößtesHinterteil. Lauthals begann ich zu schreien.

Der nächste Schlag folgte, mir blieb fast die Luft weg vor Schmerzen. Ich drückte mir die Bettdeckevors Gesicht. Konrad schlug immer weiter, hart und schnell trafen mich unzählige Hiebe. Ichversuchte immer wieder mich aus dieser Lage zu befreien, es war jedoch unmöglich.
»Du wirst schon noch lernen, deinem Mann zu gehorchen, Enide.«
Langsam kam mir der Gedanke, daß alle Leute unten bei der Feier meine Schreie hören mußten. Ichhoffte darauf, daß irgendwer mir zu Hilfe eilen würde und schrie immer lauter. Meine Hoffnungschwand mit jedem Schlag. Was konnte ich nur tun?

Verzweifelt beschloss ich mich aufs betteln zu verlegen.
»Bitte Konrad, bitte hör aufEr unterbrach die Hiebe.
»Warum sollte ich schon jetzt aufhören? Versicherst du mir, daß du mir nun gehorchen wirst
Mein Stolz kehrte schlagartig wieder.
»Niemals werde ich das tun
»Also gut, mein liebes Weiblachte er.
Wieder mußte ich einen unendlich langen Zeitraum seine Prügel erdulden. Wie lange sollte ich dasnoch ertragen können? Nicht nur mein Po sondern auch mein Stolz litt. Aber ich wollte mich diesemKerl nicht hingeben.
»Es liegt an dir, wie lange ich dich noch versohlen mußmeinte er zwischen ein paar besondersharten Schlägen.

Ich konnte nicht mehr schreien, so sehr hatte ich gebrüllt. Meine Kehle fühlte sich fast so wund anwie mein Hintern. Wimmernd lag ich auf dem Bett und erduldete diese grausame Züchtigung.
»Bitte...« schluchzte ich. »Bitte hör auf, bitte, bitte
Er hörte auf zu schlagen.
»Hast du mir nicht etwas zu sagen
Er strich über meinen Po, der sich mittlerweile anfühlte wie die Feuer der Hölle sich wohl anfühlenmußten. Ich zuckte unter seiner Hand.
»Ja, ich habe dir etwas zu sagen
Er nahm sein Bein von meinem Rücken und half mir aufzustehen.

Streng sah er in meine verweinten Augen. Mein Stolz war endgültig gebrochen.
»Ich will dir gehorchen
Sanft lächelte er und nahm mich in seine Arme. Erneut mußte ich fürchterlich weinen, es warallerdings ein erleichterndes Gefühl.
»Enide ich will dir ein guter Mann sein. Aber um dir ein guter Mann sein zu können, mußt du gewilltsein auch meine Frau zu sein
Er streichelte meinen Hals.

Nun legte er mich aufs Bett und begann sich weiter auszuziehen.
»Ich werde sehr vorsichtig sein, mein KleinesEr hauchte diese Worte in mein Ohr. Ich wurde ganzruhig und entspannte mich, um mich ihm zu schenken. Ja, ich wollte seine Frau sein!

Am nächsten Morgen erwachte ich in seinem Arm. Ich sah ihn an. Glücklich sah er aus. Langsamöffnete er die Augen, lächelte mich an und küsste mich. Ich fragte mich, wieso ich eigentlich zu stolzgewesen war, um diesen Mann zu lieben...

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